SEO-Interview-Week: Christian Fu Müller/Linkbuilding

Yannick Eckl: Hallo Christian! Schön, dass Du kurz Zeit hast. Stell Dich doch einmal
kurz vor; wer Du bist, was Du machst.

Fu: Du darfst mich ruhig Fu nennen ;-). Ich bin 33 Jahre alt, lebe und
arbeite auf den Kapverdischen Inseln und beschäftige mich mit SEO seit
Ende der Neunziger Jahre, als noch Altavista und Yahoo den Markt
bestimmten. Ich bin Mitgründer von Hiphop.de (von dem ich mich im
Dezember 2006 getrennt habe), Infopirat.com und Ringtonepirates.de sowie
noch ein paar anderen Seiten. Bis Ende 2006 habe ich unter anderem mit
Online Konzepten, Communitybuilding, Online Marketing und SEO meine
Brötchen verdient, jetzt lebe ich fast ausschliesslich von den Umsätzen
auf meinen Seiten und Blogs. Für Kunden arbeite ich nur noch in
Ausnahmefällen und wenn das Geld wirklich stimmt. Meist fertige ich
individuelle Optimierungskonzepte an und verkaufe diese dann zu einem
vorher ausgemachten Preis. In den letzten Jahren habe ich aber auch
Workshops mit Entwicklern und Betreibern von Shops und grossen Webseiten
gemacht. Eine sehr sinnvolle Möglichkeit für Unternehmer Wissen im
eigenen Betrieb aufzubauen, das dann bei Neuentwicklungen und
Optimierungen im eigenen Haus angewendet werden kann.

Yannick Eckl: Linkbuilding ist ja eine wichtige Komponente, wenn es um SEO geht –
stimmst Du mir da zu?

Fu: Ja, sicher. Ich denke mal das gutes Linkbuilding gut 50, wenn nicht
sogar 60% einer umfassenden SEO ausmacht. Seitenaufbau und guter
Quelltext sind eine Sache, Verlinkung eine andere. Eine semantisch eher
schlechte Seite kann durch guten Linkaufbau sehr gute Platzierungen
erhalten. Andersherum ist das nicht so.

Yannick Eckl: Was bedeutet für Dich Linkbuilding? Welche Methoden bevorzugst Du?

Fu:Ich bevorzuge die langsame, organische Methode. Natürlich sind mir dabei
die Links von sehr starken Seiten am liebsten, aber viel Kleinvieh macht
auch Mist. Ein Backlink ist für mich ein Backlink, egal von welcher
Seite (schlechte Seiten mal ausgenommen). Ich halte nicht viel von
komplizierten Formeln zur Berechnung des PageRanks, da der PageRank
nicht mehr als ein bisschen Spielerei ist und keine Aussage trifft über
Traffic oder Rankings auf heisse Keywords.

Footerlinks oder Links in Navigationsbereichen sind für mich eher
uninteressant. Was wirklich zieht sind Backlinks in Artikeln, die
optimalerweise ein gutes Umfeld in Bezug auf Themenrelevanz aufweisen.
Auch nicht unwichtig ist die URL des Artikels, aus dem auf Seiten von
mir gelinkt wird. Des weiteren lege ich wert auf Deeplinks und
verschiedene Title- und Linktexte. Gutes Linkbuilding bringt übrigens
auch immer wirkliche Besucher. Ein Aspekt den man gar nicht gross genug
schreiben kann. In dem Zusammenhang sind auch Links aus der Wikipedia zu
empfehlen, auch wenn es sich dabei um Nofollow Links handelt und man sie
besser nicht selbst setzen sollte.

Yannick Eckl: Artikelverzeichnisse und Webkataloge – worauf sollte man achten, wenn
man solche nutzen will?


Fu:
Gute Frage. Ich selbst habe mich von Katalogen vor langer Zeit
verabschiedet. Es macht aber gerade bei ganz frischen Seiten sehr wohl
Sinn diese in Katalogen anzumelden. Das Konzept der
Artikelverzeichnisse hat sich mir bisher nicht erschlossen. Ich bin da
eher ein Verfechter von Social Bookmarking, nur übertreiben sollte man
es damit nicht. Bei Webkatalogen ist DMOZ natürlich nach wie vor ein
wichtige Instanz, auch wenn das DMOZ zu Recht einen sehr schlechten Ruf
hat, ist es für Google von grosser Bedeutung. Wer noch über Links aus
dem Yahoo Katalog verfügt, der weiss, dass diese Links ebenfalls Gold
wert sind. Themenspezifische Nischenkataloge sind meines Erachtens
grossen breiten Katalogen vorzuziehen. Man sollte keine Kataloge
unterstützen die einen Zwangsbacklink fordern, oder Kataloge die keine
echten Backlinks setzen, sondern Links per JavaScript oder ähnlichen
Techniken setzen.

Yannick Eckl: Wie schnell darf man Linkbuilding betreiben? Viele sagen ja, dass zu
schnell überhaupt nicht gut ist. Gibts da ein Patentrezept?

Fu: Ja, der Meinung bin ich auch, wobei schnell auch immer
Definitionssache ist. Nimm als Beispiel Seiten wie BlogRush oder in
Deutschland Trigami, die nach Eröffnung quasi explosiv verlinkt wurden.
Diese Seiten haben keinesfalls eine Abwertung erfahren.

Vorsichtig muss man sein mit Footerlinks und eben Links, die alle die
gleichen Texte haben. Wenn diese auf einen Schlag auf sehr vielen Seiten
aufpoppen, kann es zu Problemen kommen. Der Königsweg ist meines
Erachtens einen Service oder einen Artikel zu bieten, der so gut ist,
dass er einfach organisch von allen möglichen Seiten her verlinkt wird.

Ein bisschen Linkbaiting ist ebenfalls ein gutes Mittel. Man kann die
Wichtigkeit von interessanten und Klick provozierenden Überschriften und
Seitentiteln gar nicht oft genug erwähnen. Ich habe sehr häufig
festgestellt, dass selbst ein Ranking auf Platz 11-20 bei Google sehr
guten Traffic bringen kann, wenn man nur einen erfolgversprechenden
Title gewählt hat und auf den vorderen Rängen eher Seiten mit kryptische
Keywordreihen gelistet werden. Mir ist dies zum ersten mal aufgefallen
im Themenbereich Reisen. Seit dem habe ich viel experimentiert mit
Seitentiteln und Description Texten. Man sollte die Suchmaschinennutzer
nicht unterschätzen. Mittlerweile filtern die Benutzer den „Schrott“
ganz gut raus beim Überfliegen der Ergebnisseiten. Man kann also auch
guten Traffic bekommen, wenn man nicht in den Top5 der Ergebnissen
auftaucht. Ausserdem ist ein sehr wichtiger Punkt die Bouncerate, die
Deine Artikel haben. Auch wenn in dem Bereich viel zur Abteilung „Sagen
und Legenden“ gehört, legt Google anscheinend immer mehr Gewicht auf
diese Kennzahl. Seiten die in Suchergebnissen geklickt werden und sofort
wieder geschlossen werden, scheinen bei Google nach unten zu rutschen.
Es wäre übrigens auch nicht dumm von Google, diesem Wert grosse
Bedeutung zukommen zu lassen, da sich da kaum was manipulieren lässt.

Yannick Eckl:Was hälst Du von Linktausch? Oder, noch ein Schritt weiter, von
Linkkauf?

Fu: Wo von ich absolut gar nichts halte ist das massenhafte Einkaufen von
Links bei Firmen, die sich darauf spezialisiert haben Linkaufbau
anzubieten. Ich habe damit sehr negative Erfahrungen gemacht. Vor allem
da es sich bei den Platzierungen meist nur um Footerlinks im Umfeld von
anderen gekauften und unrelevanten Links handelt ist der Effekt sehr
zweifelhaft, wenn nicht sogar schädigend. Ich hatte einen Kunden der
damit auf die Nase gefallen ist und nachher sein Geld lieber komplett
bei mir investiert hat. Eine weise Entscheidung 😉

Wer ein Budget hat für Linkaufbau, der kann einen Studenten oder eine
Hilfskraft bezahlen, die diese Aufgabe über einen langen Zeitraum hinweg
übernimmt und mit sauberen Methoden arbeitet. Die andere Möglichkeit ist
das Buchen von Artikeln bei Services wie Trigami oder ReviewMe. Hier ist
allerdings vorher genaustens zu evaluieren, ob Blogs das richtige Umfeld
sind. Es gibt einige Beispiele dafür, dass diese Massnahme extrem in die
Hose gehen kann.

Gegen Linktausch spricht meines Erachtens überhaupt nichts. Man sollte
aber auch dort die Linkpartner sehr genau unter die Lupe nehmen und auch
auf die Platzierung des Backlinks achten. Themenrelevanz ist sehr
wichtig. Ausgefuchstere Methoden sind Gastautorenschaften und
gegenseitige Interviews. Dem Einfallsreichtum sind da aber keine Grenzen
gesetzt. Wie gesagt: Mir ist ein Link in einem einzigen Artikel auf
einer guten Seite lieber, als ein Link auf der gleichen Webseite, der in
der Navigation oder im Footer platziert ist und daher tausendfach auf
der Seite existiert und immer den gleichen Text hat. Klar, auch hier
muss man differenzieren. Ein Navigationsbacklink von einer sehr starken
Seite ist trotzdem viel wert.
Den Tipp reziprokes Verlinken zu unterlassen kann ich nicht geben.
Häufig verlinkt man ja Seiten deren Betreiber man kennt oder deren
Inhalte man schätzt. Dann kann ein Backlink von deren Seite her nicht
schaden. Die PR Päpste hier können mir da gerne widersprechen und
vorrechnen warum das anders sein soll. Ich habe noch nie schlechte
Erfahrungen mit gegenseitigem Verlinken gemacht.

Yannick Eckl: Warum findest Du, ist SEO überhaupt wichtig für ein Projekt? Was
bewegt Dich, dich immer wieder mit dem Thema zu befassen und die oft
„trockenen“ Techniken anzuwenden?

Fu: Es geht wie so häufig hauptsächlich um zwei Dinge: Geld und Ruhm. Wer
von den Umsätzen seiner Webseiten lebt, der weiss, wie wichtig guter
Traffic ist. Wer sich gerne im Ruhm sonnt, der weiss, dass eine grosse
Leserschaft das beste Mittel ist um diesem Ruhm weiter zu steigern. In
beiden Fällen bist Du auf gute Ergebnisse bei den SUMAs angewiesen.
Schwierig ist sowas vor allem in hart umkämpften Gebieten wie
Versicherungen, teuren Produkten, Onlineshops etc. Da kommt man kaum
ohne gute SEO aus.

Ansonsten wird SEO häufig überschätzt. Die krankhafte Verteufelung von
SEO einiger Leute ist ein guter Indikator dafür. Wer nur einen
persönlichen Blog betreibt oder eine Liebhaberseite, der muss sich keine
grossen Gedanken zum Thema SEO machen. Da reichen die Standard Tipps zu
Seitentiteln, Description, Seitenaufbau usw.

Für mich persönlich ist SEO einfach ein interessantes Thema. Es
interessiert mich, warum die eine Seite gut, die andere Seite schlecht
rankt. Ich finde die Technik die hinter den SUMAs steht interessant und
ich muss mich alleine deshalb mit SEO beschäftigen um die Umsätze meiner
Kunden und mir zu steigern. Zudem sind so kleine Spielchen wie damals
der Hommingberger Gefardenforelle Wettbewerb von Heise ein netter
Zeitvertrieb und Kräftemessen. Wir Hiphopper stehen ja bekanntlich auf
Wettkampf und Angebereien 🙂

In diesem Sinne: Nicht immer alles so verbissen ernst nehmen und nicht
alle SEO’s in einen Topf werfen…

Yannick Eckl: Vielen dank für das Interview!

Fu: Vielen Dank, Yannick!

5 Gedanken zu „SEO-Interview-Week: Christian Fu Müller/Linkbuilding“

  1. So, da hast es also gschafft. Normal lese ich so Interviews garn icht so intensiv. Doch hier ist das so richtig gut aufgearbeitet, so das mein Interesse geweckt war.
    Ich finde es auch den Hammer wieviel Zeit Du so investierst. Denn es ist ja ständig was neues hier zu lesen.

    Mensch Yannick mach weiter so und bleib da dran. Dann wirst noch so richtig selbständig durch das Internet.

    So ein Interview kommt auch gut im Podcast. Ich sollte das mal probieren. Aber ich bin ja so ein schlechter Jornalist.

    Gruß der Meiky

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