Warum Jugendliche soviel vor dem PC sitzen

Auf Wunsch von Oliver schreibe ich diesen Artikel, in welchem es darum geht, warum Jugendliche so viel vor dem PC sitzen – jedoch übertrage ich das Alles mal bischen auf das Internet, da nahezu jeder Jugendliche einen Zugang zum WWW besitzt.

Die Antwort auf diese Frage ist einfach, sehr einfach sogar – viele wollen Aufmerksamkeit, da sie im echten Leben von der Gesellschaft nicht richtig anerkannt werden, ihnen fehlt der Halt in der realen Welt! Was macht man also? Ab ins Web, besser gesagt in das Web 2.0, dem Mitmach-Web, wo man sich super integrieren kann – auch Jugendliche.

Man versucht also ein Stück weit Fuß zu fassen, etwas zu schaffen, Leuten zu zeigen, dass man irgendwas gut kann. Sei es Bloggen, sei es Counterstrike spielen, egal was.
All das war auch ein Grund dafür, dass ich mich intensiv mit dem Führen von Websites und Blogs beschäftigt habe – soll nicht heißen, dass ich keine Freunde habe/hatte, so ist das nicht, aber gewisse Personen gaben einem immer den Eindruck, dass man einer von vielen Jugendlichen sei, die ja nur mTv und die Bravo im Kopf haben, sich nicht ausdrücken können, schlecht in der Schule sind und und und! Da sagte ich mir: Hey, du bist vll nicht der allerbeste in der Schule (Notenschnitt 3,0 – Gym), aber was du kannst ist schreiben!

Wenn man die Jugendlichen hier in Deutschland nicht mehr anerkennt, wird der Trend weiter der Gang zum PC sein.

5 Gedanken zu „Warum Jugendliche soviel vor dem PC sitzen“

  1. Was heisst Anerkennung? Anerkennung, dass ich den höchsten Level bei WOW erreicht habe? Das ist schon komisch. Mich interessiert es eher nicht, wenn zu mir ein Jugendlicher kommt, der irgendwas tolles auf dem PC spielen kann.
    Ich finde es wichtiger in RL etwas zu erreichen. Vor 20 Jahren gab es bei uns keinen Tag, an dem wir uns nicht draussen getroffen haben und irgendwas unternommen haben. Wenn kein anderer da war bin ich einfach mal 50km Radgefahren und ein Eis gegessen.
    Komische Welt, dass man immer Anerkennung brauch! Ich lebe doch auch für mich!
    Ich war immer der Meinung die Jugendlichen gehe nicht mehr raus, weil die Eltern Angst haben, dass etwas passiert. Schlimm das man als Jugendlicher schon so nach Anerkennung streben muss!
    Ich kann nur sagen GENIESST das Leben, Leistung musst Ihr später noch genug zeigen.

  2. Ja, ich kann das ganz gut nachvollziehen. Früher, wie Oliver ja schreibt, war der Lebensmittelpunkt die Welt draußen und die Familie. Man hat sich mit Freunden getroffen, ist ins Kino gegangen oder hat einfach Spaß gehabt, zuhause waren Eltern und Geschwister, die sich gekümmert und gesorgt haben. Die Schule hat noch Spaß gemacht, nicht wegen des Lernens, sondern weil es ein sozialer Treffpunkt war. Der Leistungsgedanke war einfach noch nicht so ausgeprägt. Der Druck nicht so hoch. Die Zukunftsangst nicht so präsent.

    Heute saugen Kinder schon mit der Muttermilch den Minderwertigkeits- und Leistungsgedanken mit ein. Aufmerksamkeit und Anerkennung erreicht man über materielle Dinge, die Eltern, wenn man überhaupt noch mit beiden Teilen zusammenlebt, sind schwer beschäftigt mit ihren eigenen Problemen und entziehen sich leider viel zu häufig der Erziehungsverantwortung. Was bleibt ist die Flucht in eine virtuelle Welt, die es einem einfach macht, Kontakt zu finden und Anerkennung zu erfahren. In der realen Welt bieten wir ihnen ja kaum Chancen.

    Erwachsene erwarten von der Jugend Respekt, sind aber vielfach nicht bereit, auch Kindern und Jugendlichen Respekt entgegenzubringen. Das fängt schon im Kleinkindalter an, wo es so viel bequemer ist, den Nachwuchs vor die Glotze zu setzen als sich mit ihm zu beschäftigen. Auch Aufmerksamkeit ist eine Form des Respekts vor einem Menschen.

    Und dazu kommt, von jungen Leuten hören wir immer nur schlimmste Nachrichten: gewaltbereit, assozial, dumm, lernfaul, computersüchtig sowieso. Zwar war es zu allen Zeiten schon so, daß über die „schlimme Jugend“ geschimpft wurde. Aber dank Massenmedien hat das momentan einen traurigen Höhepunkt erreicht. Auch wenn es unangenehm ist, wir sind alle dafür mitverantwortlich, wenn einige Jugendliche sich aus der Gesellschaft ausklinken.

    Abgesehen davon übersehen wir häufig die überwiegende Mehrheit der Jugendlichen, die sehr vernünftig, schlau, verantwortungsbewußt, interessiert und interessant und liebenswert ist. Und wenn man sich als erwachsener Mensch mal so durch den Kopf gehen läßt, wie schwer es Jugendliche in der heutigen Zeit haben müssen, dann ist Respekt echt das mindeste, was sie verdient haben.

    Ich möchte jedenfalls nicht tauschen.

  3. Tja, das ist so eine Sache. Ich habe mit Jugentlichen eine Zeit lang viel am Hut gehabt und bin nicht gerade gut gestimmt aus diesen Erfahrungen ausgestiegen. Mir ist während dieser Zeit aufgefallen, dass Jugendlichen zu großen Teilen Disziplin fehlt. Sie scheuen Verantwortung, empfinden Vieles als zu aufwändig. Wenn ich nun Beziehungen im Internet pflege, dann gehe ich den Weg des geringsten Aufwandes. Ich kann mich geben, wie ich will. Kann meine Fehler vertuschen. Genau genommen erzeuge ich mein Außenbild komplett selbst. Zudem senke ich durch den digitalen Kontakt gewissermaßen Transportaufwände. Ich muss mich nichtmal großartig bewegen, um Andere zu treffen. Bis hierhin zusammen gefasst: Im Internet kann ich mich leichter präsentieren, werde schneller in Gruppen aufgenommen, habe dabei zugleich kaum etwas zu leisten. Wenn nun auch noch die Welt der Spiele hinzu kommt, dann kann ich dort sogar noch mehr Bedürfnisse befriedigen. Zum Beispiel kann ich in sozialen Rängen aufsteigen, an Einfluss und Anerkennung gelangen. Dies ist im Spiel schneller und vorallem einfacher zu erreichen, als im echten Leben. Dabei wird sehr oft vergessen, wie wenig nachhaltig die im Spiel erzielten Ergebnisse sind. Aber auch das macht Jugendliche aus – die Unfähigkeit, die Wirkung der im Jetzt geleisteten Taten auf die Zukunft korrekt abzuschätzen. Das interessiert schlicht und einfach kaum. Wichtig ist Jugendlichen oft, dass es ihnen _jetzt_ gut geht. Geraten sie dabei unter Druck, sind Gewalt / Unterdrückung Anderer und der Computer „gute“ Ausweichmöglichkeiten. Unter Druck geraten junge Leute heute recht schnell, weil die von der Gesellschaft gestellten Forderungen immer weiter zunehmen, wobei die Qualität der Fordernden (Politiker, Lehrer, Eltern usw.) immer weiter abnimmt. In Gymnasien hat man heute beispielsweise Lehrpläne, die so (Aussagen von Lehrern zufolge) kaum sinnvoll durchzuziehen sind.
    Jugendlichen fehlt heute wohl ein stabiles Umfeld. National tätige Jugendgruppen werden heute nicht mehr beworben, obwohl sie früher stets einen guten Beitrag zur Erziehung geleistet haben. Stattdessen finden sich die Jugendlichen in der „Obhut“ fragwürdiger Bands wieder, welche statt zur Selbsthilfe eher zur Selbstverstümmerlung oder zum Missbrauch Anderer aufrufen. Wer garnicht mehr weiter weiß, der flüchtet sich zu Sido oder Frauenarzt, um mit sexuellen Akten zu punkten – „Ich bin die mit den Zwölfen!“.
    Ganz außgestoßen oder zu idealistisch, um ganz abzusacken, greifen Einzelfälle zu Waffen. Doch selbst wenn sie einen Abschiedsbrief hinterlassen, in welchem ganz deutlich auf die Missstände in der Gesellschaft hingewiesen wird, verweist die Politik bloß auf den Sündenbock Computerspiele.
    Schade, dass man nicht aufmerksam wird, obwohl an so vielen Stellen zu sehen ist, dass Jugendliche den Halt verlieren. Aus diesem Grunde finde ich immer schön, wenn das Thema doch einmal aufgegriffen wird.

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